Seit August ist die Bahnstrecke zwischen Berlin und Hamburg gesperrt. Während zwischen Berlin und Hamburg weiterhin eine direkte Bahnverbindung existiert und der ICE „nur“ umgeleitet wird, sind viele Gemeinden entlang der Bahnstrecke im öffentlichen Verkehr nur noch im Schienenersatzverkehr per Bus erreichbar.

Neulich hatte ich mal das Vergnügen, nicht nach Berlin, sondern in den Raum dazwischen zu müssen. Ich hatte mich schon lange gefragt, ob und wie das mit dem Busersatzverkehr so läuft und nun mal eine Gelegenheit, das selbst auszuprobieren. Zugegeben, meine Erwartungen waren sehr niedrig. Und es war in gewisser Hinsicht ein Experiment, ob ich mir die Fahrt im Ersatzverkehr bei weiteren Anlässen zumuten möchte, oder nicht doch auf einen Leihwagen ausweiche. Meine Erfahrungen mit ein paar Bildern lest ihr im weiteren Text.

Sorgen und Startschwierigkeiten vor Reiseantritt

Ich hatte schon einige Berichte über verunfallte Ersatzbusse gelesen, die dann direkt mehrfach auftraten. Dazu kamen Meldungen, dass die Ersatzbusse so gut wie kaum genutzt würden – auch nicht unbedingt ein Zeichen von hoher Attraktivität.

Und natürlich befrüchtete ich bei der Fahrt mit dem Ersatzbus auch deutlich längere Fahrzeiten als üblich und verpasste Anschlüsse. Tatsächlich war ich aber gar nicht so unzufrieden, als ich das erste Mal in die Verbindungsübersicht schaute. Ich fahre die Strecke recht regelmäßig. Statt sonst etwa 2h und 10 Minuten (mit zwei Umstiegen) brauchte man im Ersatzverkehr „nur“ etwa eine Stunde länger bei gleicher Anzahl an Umstiegen. Die Verbindung war also gar nicht so furchtbar, wie ich anfangs dachte. Ich war eher von 4-5 Stunden ausgegangen.

Also ging es an einem Samstagvormittag zusammen mit einem Kumpel los. Um 10:00 sollte uns zunächst ein Ersatzbus nach Ludwigslust bringen. Dann der erste Schreck: Während der Fahrt zum ZOB in Hamburg bimmelte der DB-Navigator mit der Meldung „Ihre Reise muss aufgrund von Änderungen im Fahrplan angepasst werden. Bitte wählen Sie eine alternative Verbindung“. Leider ohne weitere Angaben.

Da ich mit meinem Kumpel aber zunächst einmal am ZOB verabredet war, haben wir uns dort erstmal getroffen, um uns zu beratschlagen. Ein bisschen unglücklich war, dass am ZOB beim Ersatzverkehr für die Streckensperrung zwischen den beiden größten deutschen Städten nicht ein einziger Ansprechpartner der Bahn ersichtlich war, bei dem man sich genauer hätte informieren können. Denn an der Busbucht unserer Fahrt war entgegen der Information in der App weiterhin unser Ersatzbus angeschlagen und nun war unklar, ob wir lieber auf eine andere Verbindung ausweichen sollten oder doch besser darauf hoffen, dass der Bus einfach um die Ecke kommt.

Wir entschieden uns für das Warten am Bussteig und tatsächlich fuhr etwa 5-10 Minuten vor Planabfahrt unser Ersatzbus vor. Glück gehabt.

Entspanntes Reisen im leeren Ersatzbus

Nun waren wir also erstmal beruhigt, dass offenbar doch alles nach Plan lief. Sorge hatten wir nur noch, was unsere Anschlüsse anging. Wir mussten insgesamt zwei Mal umsteigen, einmal in Ludwigslust und noch ein weiteres Mal in Quitzow. Da teilweise nur 4 Minuten Umstiegszeit angegeben waren, waren wir gespannt, ob der Ersatzfahrplan ausreichend Puffer für mögliche Störungen bereit hielt. Die Vorstellung, irgendwo zwischen Berlin und Hamburg an irgendeiner Haltestelle neben der Bundesstraße den Anschluss zu verpassen, war nicht die verlockendste.

Aber, was soll ich sagen: Die Fahrten waren alle sehr pünktlich und entspannt. Die Busse waren tatsächlich aber nur sehr wenig frequentiert. Während der Ersatzbus zwischen Hamburg und Ludwigslust mit knapp 20 Menschen noch verhältnismäßig gut belegt war, waren wir in den Bussen des Regionalverkehrs nie mehr als 10 Leute. Teilweise waren wir inklusive mir und meinem Kumpel weniger als eine Hand voll.

Die Busse waren allesamt komfortabel und mit hochwertiger und aktueller Fahrgastinformation und USB-Steckdosen ausgestatt. Im Ersatzbus des Fernverkehrs nach Ludwigslust gab es eine funktionierende Toilette. In einem der Busse des Regionalverkehrs war zwar eine Toilette vorhanden, die aber defekt war. Die Fahrt war aber zu keinem Zeitpunkt unbequem. Dank der Leere der Busse war sogar alles ziemlich komfortabel.

Toiletten gab es auch an den Umstiegspunkten in Ludwigslust und Quitzow. In Ludwigslust nur als Dixi-Klo, in Quitzow wurde offenbar ein Toilettencontainer aufgestellt (den ich aber nicht näher begutachtet habe). Das stationäre Toilettenangebot würde ich somit eher als rudimentär bezeichnen. Aber immerhin ist es vorhanden.

Unsere Sorgen vor verpassten Anschlüssen entpuppten sich als unbegründet. Der Fahrplan enthält offenbar ausreichend Puffer, um auch größere Verspätungen aufzufangen. An einer Haltestelle zwischen Ludwigslust und Quitzow stieg unser Fahrer unvermittelt aus und machte eine Raucherpause, so dass es dort mit 6-7 Minuten Abfahrtsverspätung weiterging. Das war genau auf der Etappe, wo wir am Umsteigort nur 4 Minuten Verspätung vorgesehen hatten, so dass sich doch eine gewisse Nervosität einschlich. Tatsächlich war der Fahrplan aber so locker gestrickt, dass wir direkt bei der nächsten Haltestelle wieder pünktlich waren und am Ende an unserem Umstiegsort sogar 7-8 Minuten zu früh ankamen und am Ende statt 4 gute 10 Minuten Umstiegszeit hatten.

Unser Endziel erreichten wir am Ende auch etwa 15 Minuten vor Fahrplan. Unsere anfänglichen Sorgen nach verpassten Anschlüssen erwiesen sich zumindest in dieser kleinen Anekdote als völlig unberechtigt.

Viele Busse, dichter Takt, aber wenig Menschen

Ich war tatsächlich überrascht, wie viele Busse im Einsatz sind und wie dicht der Takt ist. Bei der üblichen Fahrt per Zug muss ich sonst auch zwei Mal umsteigen. Da der Umstieg in Wittenberge vom Fernverkehr zum Regionalverkehr mit nur 6 Minuten allerdings recht knapp bemessen ist, klappt das hier dann doch häufig mal nicht. Problematisch daran ist, dass der letzte Anschluss, den ich bekommen muss, am Wochenende nur alle zwei Stunden fährt. Verpasse ich also den Anschluss in Wittenberge, habe ich automatisch direkt 2 Stunden Verspätung.

Hier im Ersatzverkehr war es tatsächlich auffällig, wie viele Busse auch am Samstag fuhren. An den Umstiegspunkten in Ludwigslust und Quitzow war reger Betrieb. Hätten wir irgendwie einen Anschluss verpasst, hätten wir maximal 30 Minuten später mit dem nächsten Bus fahren können. Die Dichte des Angebots war auffallend, gerade vor dem Hintergrund, wie leer die Busse alle waren.

Fazit

Tja, was soll ich abschließend sagen. Für uns war das Fazit dieser einen Fahrt deutlich besser, als erwartet. Wir hatten zunächst noch überlegt, ob wir uns zu zweit für das Wochenende ein Auto mieten, statt den Ersatzverkehr zu nutzen. Am Ende waren wir froh, dass wir es nicht getan haben. Die Fahrt war zwar etwa eine Stunde länger als üblich, aber nicht unangenehm und wir konnten entspannt ein bisschen plaudern, ohne dass jemand auf die Straße achten musste. Die Fahrzeuge waren komfortabel, der Fahrplan sehr verlässlich. Alles in allem war es deutlich weniger schlecht, als wir dachten. Abgeschreckt hat uns die Erfahrung mit dem Ersatzverkehr jedenfalls nicht. Da ich die Strecke mit einer gewissen Regelmäßigkeit zurücklegen muss, wird es wohl nicht das letzte Mal gewesen sein.

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